Goethe

Goethe: "Das Märchen"
als politische Utopie

von Simon Hollendung

2.2. Die Horen

Die Horen, in der Das Märchen als Abschluss der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 1795 erschien, war die bedeutendste Zeitschrift der Weimarer Klassik und wurde von Friedrich Schiller 1795 bis 1797 in je 12 Heften per annum herausgegeben. Der Herausgeber hatte bereits vor Erscheinen der ersten Ausgabe ein Programm vorgegeben, demnach nicht politisches Tagesgeschehen, sondern das "Ideal des reinen, harmonischen Menschentums und seiner ästhetischen Erziehung"[5] behandelt werden solle.
Die Mitarbeit Goethes ist für Schiller von grösstem Wert und dieser sagt freudig zu, ist als redaktioneller Berater, als Vermittler von Autoren und Manuskripten und nicht zuletzt als Beiträger der Episteln, Elegien und Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten der zweitwichtigste Mann: "Außerdem überlegten und berieten wir gemeinsam den ganzen Inhalt dieser neuen Zeitschrift"[6].
"Hätt es ihm [Schiller] nicht an Manuscript zu den Horen [...] gefehlt, ich hätte die Unterhaltungen der Ausgewanderten nicht geschrieben [...] und im Allgemeinen wie im Besonderen wäre gar manches anders geblieben"[7]
Die angesprochenen Beiträge Goethes können deswegen auch als Auftragsarbeiten bezeichnet werden, was einige Rückschlüsse bezüglich ihrer Entstehung zulässt.

[5] Art. Horen, in: Metzler-Goethe-Lexikon, hrsg. von Jeßing, Benedikt, Stuttgart, Weimar 1999. S. 241.

[6] Ebd., S. 241.

[7] Ebd., S. 241.
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