Goethe

Goethe: "Das Märchen"
als politische Utopie

von Simon Hollendung

2.3. Inhalt des Märchens

Metzlers Goethe-Lexikon ordnet die Beteiligten in einer nicht zu überbietenden Kürze den wichtigsten Aspekten der Handlung zu:

"Eine symbolische Landschaft - durch einen Fluß geteilt, der nur durch den Fährmann, die Schlange des Mittags oder den abendlichen Schatten eines Riesen überschritten werden kann - steht für die zweite Geschichtsepoche, die, nach dem goldenen, silbernen und erzenen, als gemischt-unterschiedenes Zeitalter erscheint.

Die Liebe eines jungen Mannes zur "schönen Lilie", einer ebenso jungen Frau, die märchenhafte wie tatkräftige, wenn auch zuweilen behinderte Hilfe von Irrlichtern, Schlange, Habicht, einem Alten mit Lampe und seiner Frau, vom Fährmann und vom Riesen ermöglicht schließlich, daß die entzweite Welt durch Opfer, Liebe und Weisheit ins fünfte Weltalter der Erlösung überführt wird und, in einer sichtbaren Zeitenwende, ein anmutig belebter, Glück gewährender gesellschaftlicher zustand erreicht wird."[8]


So wird in wenigen Zeilen und unter grossen Auslassungen die Komplexität der Geschichte deutlich. Um nicht zu interpretieren wird die Welt des Märchens, mit Ausnahme der als symbolisch geouteten Landschaft, zunächst als Realität beschrieben. Erst nach der Anfertigung einer Topographie der Geschichte kann eine Entschlüsselung erfolgen.

[8] Art. Märchen, in: Metzler-Goethe-Lexikon, hrsg. von Jeßing, Benedikt, Stuttgart, Weimar 1999. S. 320.
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